Vorteile, Vorgehensweise und Probleme
Eine Automatisierung der Lagerlogistik beschäftigt viele Unternehmen. Dabei stellt sich vorrangig die Frage, wie hoch der Grad der Automatisierung ausfallen soll: Vollautomatisierung oder Teilautomatisierung des Lagers? Allein aus finanziellen Gründen gehen die meisten Unternehmen den Weg der Teilautomatisierung. Neben reduzierten Investitionen bietet dieser Ansatz weitere Vorteile. Doch welche sind das? Wie ist die Vorgehensweise zur Planung und Umsetzung einer Teilautomatisierung? Wann und wo bietet sich Automatisierung überhaupt an?
Dies ist der 2. Teil des Artikels: (Voll-)Automatisierung im Lager: Vorteile, Nachteile, Lösungsansätze.
Welche Vorteile bietet eine Teilautomatisierung des Lagers?
Bei richtiger Konzeption bietet eine Lager-Teilautomatisierung wesentliche Vorteile. Zu den wichtigsten zählen:
- Konzentration von Investitionen auf die wirkungsvollsten Punkte,
- Erhaltung größtmöglicher Flexibilität.
Bei einer Teilautomatisierung werden im Idealfall diejenigen Tätigkeiten im Lager automatisiert, für die eine besonders gute Wirtschaftlichkeit zu erwarten ist. Dies hält Investitionen überschaubar und erzielt kurze Amortisationszeiten. Bereiche mit geringeren wirtschaftlichen Potentialen, starken Schwankungen der Arbeitslast oder unter Einfluss von vielfältigen oder schwer prognostizierbaren exogenen Einflüssen bleiben zugunsten von Anpassbarkeit und Flexibilität eher außen vor.
Wie ist die Vorgehensweise zur Planung und Umsetzung einer Teilautomatisierung?
Die Planung zur Teilautomatisierung eines Lagers erfolgt in drei Schritten als sogenannter „Logistik-Masterplan“:
1. Ermittlung der Planungsgrundlage
- Grundlegende Eckdaten der Logistik
- Prozessanforderungen
- Analyse von Stärken und Schwächen
- Hochrechnung auf den Planungshorizont
2. Vergleich von Automatisierungs-Alternativen
- Identifikation der Automatisierungsfelder
- Definition und Ausarbeitung von unterschiedlichen technischen Lösungen
- Quantitativer und qualitativer Vergleich
- Identifikation des Automatisierungsoptimums
3. Ausarbeitung eines Gesamtkonzepts
- Erarbeitung eines Konzepts für die maximale Standortentwicklung
- Ableitung eines in Stufen umsetzbaren Konzeptes
- Bewertung der wirkungsvollsten Maßnahmen
Die Umsetzung des Konzeptes erfolgt in Stufen. Diese orientieren sich am Unternehmenswachstum, den verfügbaren finanziellen Ressourcen und der Wirksamkeit der Maßnahmen.
Welche Probleme können bei der Teilautomatisierung eines Lagers auftreten?
Größere Schwierigkeiten können bei einer Teilautomatisierung entstehen, wenn die Umsetzung ohne ein zu Grunde liegendes Gesamtkonzept, d.h. ohne einen Masterplan, erfolgt. Dieses Konzept sollte alle Komponenten der Logistik-Entwicklung berücksichtigen: Technik, IT, Gebäude sowie Medien/Infrastruktur. Ebenso problematisch ist es, wenn das Automatisierungskonzept nicht modular angelegt ist, sodass einzelne Elemente, z. B. Lagerbereiche, Teilbereiche, Arbeitsplätze etc., nicht unabhängig voneinander weiterentwickelt werden können. Dies kann in weiteren Entwicklungsstufen zu teuren Anpassungen, mangelhafter Skalierbarkeit, eingeschränkter Kompatibilität mit neuen Systemen und anderen Problemen führen.
Welche Teilbereiche im Lager eignen sich besonders für eine Automatisierung?
Welche Lagerteilbereiche sich besonders für eine Automatisierung eignen, muss für jedes Lager individuell betrachtet werden. Folgende Merkmale können ein Indiz für potentielle Automatisierungsfelder sein:
- Hoher Anfall an repetitiven Tätigkeiten,
- Mehrschichtbetrieb,
- Geringe Schwankungen im Arbeitsanfall,
- Hoher Personaleinsatz,
- Hohe Anforderungen an Qualität und Sicherheit.
Projektbeispiel: Logistik-Entwicklung bei Glaskoch (LEONARDO)
Seit 2004 unterstützt viaLog Logistik Beratung GmbH das Unternehmen Glaskoch B. Koch jr. GmbH + Co. KG, bekannt für seine Handelsmarke LEONARDO, bei der Entwicklung seiner Logistik. Dazu entwarfen die Berater von viaLog gemeinsam mit Glaskoch zunächst einen Masterplan, der in den folgenden Jahren stufenweise umgesetzt wurde.
Fazit: Teilautomatisierung, aber ganzheitlich und langfristig!
Eine Teilautomatisierung kann für viele Logistikabwicklungen gewinnbringend sein, da sie Investitionen konzentriert und Flexibilität erhält. Auch bei der Automatisierung gilt das Pareto-Prinzip, nach dem mit 20 % des Aufwands 80 % des insgesamt möglichen Erfolgs erzielt werden kann. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Automatisierung ganzheitlich und langfristig vorausgedacht wird, auch wenn zunächst nur wenige Schritte technisch unterstützt werden. Dem gegenüber sind monolithische Lösungen mit hohem Technisierungsgrad häufig sowohl aus Sicht der Wirtschaftlichkeit als auch vor dem Hintergrund des Verlustes von Flexibilität und Modularität die schlechtere Lösung.