Welche Kriterien sind bei der Auswahl zu beachten?

Die technologische Entwicklung im Bereich der Fahrerlosen Transportsysteme (FTS) verläuft rasant. Wurden FTS bis in die 90er-Jahre hinein fast ausschließlich in der Automobil- und Automobilzulieferindustrie eingesetzt, stehen heutzutage Systeme für die Abwicklung unterschiedlichster Transportaufgaben zur Verfügung.

In der Praxis erstreckt sich der FTS-Einsatz insbesondere auf die Ver- und Entsorgung von Produktion und Montage sowie Unterstützung bei der Kommissionierung.

Viele Gründe für den FTS-Einsatz

Es gibt verschiedene Gründe für Unternehmen, den Einsatz eines FTS (Englisch: Automated Guided Vehicle, AGV) in Erwägung zu ziehen. Zu den häufigsten gehören

  • steigender Transportbedarf
  • Kompensation des sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels
  • mehr Transparenz über den innerbetrieblichen Materialfluss
  • höhere Arbeitssicherheit
  • Vorantreiben der Automatisierung und Digitalisierung der firmeneigenen Logistik

Doch nicht immer ist eine Automatisierung per FTS wirtschaftlich sinnvoll, auch wenn sie technisch möglich wäre. Viele Faktoren spielen eine Rolle. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass sich Fahrerlose Transportsysteme insbesondere dort eignen, wo ein kontinuierliches Transportaufkommen im Mehrschichtbetrieb anfällt, da das FTS – abgesehen von den Ladezeiten – ohne Unterbrechung eingesetzt werden kann.

Darüber hinaus gibt es individuelle Gegebenheiten, die den Einsatz eines FTS begünstigen können, beispielsweise weite Transportwege innerhalb der Logistik, bei denen der einzelne Mitarbeiter pro Arbeitsgang lange gebunden ist. Oder spezifische Einsatzbereiche mit erschwerten Arbeitsbedingungen, etwa im Kühlhaus, für die nur mit großem Aufwand Personal zu finden ist. Ob die Investition in ein FTS wirtschaftlich ist, muss daher immer im konkreten Einzelfall ermittelt werden.

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Benedikt Gohsen, Projektleiter

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Unternehmen, die die Anschaffung eines Fahrerlosen Transportsystems in Erwägung ziehen, sollten vor dem Einstieg in die detailliertere Planung fünf grundsätzliche Themenbereiche in den Blick nehmen.

1. Ladegut festlegen

Vom Kleinteil bis hin zu kompletten Karosserien in der Automobilindustrie – der Markt bietet für (fast) jeden Anwendungsfall geeignete FTS-Lösungen. In der Praxis transportieren FTS am häufigsten Paletten, Behälter, Kartons, Gitterboxen und Gestelle. Aber auch für herausfordernde Ladegüter, wie etwa Langgut, großvolumige / unförmige, sehr schwere Artikel oder Hängeware sind Systeme verfügbar.

2. Transportaufgabe definieren

Steht das Ladegut fest, gilt es, die konkrete Transportaufgabe zu definieren. Zahlreiche Innovationen in den vergangenen Jahren haben zu einer schier unendlichen Fülle an Einsatzmöglichkeiten für FTS geführt. Einige FTS-Anwendungen sind in bestehenden Logistikabwicklungen aber weitaus häufiger anzutreffen als andere. Dazu zählen der Boden-zu-Boden und der Boden-zu-Regal-Transport von Großladungsträgern – meist Paletten – sowie die Aufnahme und Abgabe von Behältern in Verbindung mit Fördertechnik, häufig in Kombination mit einem angebundenen Automatiklager. Diese Einsatzgebiete für FTS bieten sich in vielen Betrieben an, da oft ohne größere Umbauten der bestehenden Lager-Infrastruktur von einer manuellen auf eine automatisierte Abwicklung umgerüstet werden kann.

3. Fahrzeugtypen sichten

Aus der Kombination von Ladegut, Ladehilfsmittel und Transportaufgabe lässt sich in einem dritten Schritt bereits eine Vorauswahl an geeigneten Fahrzeugtypen ableiten. Für den Transport von Großladungsträgern kommen häufig fahrerlose Gabelhubfahrzeuge als Weiterentwicklung des klassischen Gabelstaplers zum Einsatz. Sie spielen ihre Stärke vor allem da aus, wo bei der Lastaufnahme und -abgabe Höhenunterschiede zu überwinden sind.

FTS für Behälter, Kartons und andere Kleinladungsträger werden in der Praxis zumeist in Kombination mit Fördertechnik beziehungsweise als Ersatz für stationäre Fördertechnik eingesetzt. Hinzu kommt eine Vielzahl an spezielleren Fahrzeugtypen, wie beispielsweise FTS, die ganze Regale verfahren können, die eigenständig Behälter aus Fachbodenanlagen kommissionieren oder Anhänger an- und abkoppeln können.

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4. Navigations-Optionen kennenlernen

Frühere Generationen von FTS wurden meist durch Induktion oder optische Verfahren navigiert. Bei neu installierten Systemen kommen immer häufiger andere Navigationstechnologien zum Einsatz, wie die Raster-, die Laser- und die Konturnavigation, wobei die Lasernavigation derzeit eine der verbreitetsten Varianten ist. Hierbei erkennt ein rotierender Laserstrahl in der Umgebung platzierte Reflektoren und berechnet darauf basierend die Position des FTS im hinterlegten Fahrparcours. Auch die Rasternavigation unter Nutzung von QR-Codes findet sich häufig, etwa bei Plattform-FTS, bei denen eine Lasernavigation technisch komplexer ist. Welche Navigationsart im individuellen Einzelfall die beste ist, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter dem eingesetzten FTS-Typ, den baulichen Gegebenheiten, der Einsatzumgebung (Mischverkehr oder kein Mischverkehr) sowie dem gewünschten Grad an Flexibilität.

5. Auftragssteuerung diskutieren

Grundsätzlich gilt: Je höher der Automatisierungsgrad, desto komplexer das FTS-Projekt. Nicht selten starten Unternehmen mit einfachen „Von A nach B“-Transporten in das Thema der Fahrerlosen Transportsysteme. Die dabei eingesetzten Fahrzeuge haben in der Regel keine Schnittstelle zu einer übergeordneten Software – daher werden sie als autarke Systeme bezeichnet. Bei diesen Systemen werden die Transportaufträge durch Informationen von Belegtsensoren, manuellen Eingaben, Barcode-Scannern oder Transpondern generiert. Wird eine FTS-Lösung angestrebt, die alle notwendigen Schnittstellen zum firmeninternen ERP-System / LVS berücksichtigt, sollte frühzeitig die eigene IT-Abteilung einbezogen werden. Denn diese Projekte sind häufig komplex und auch zeitaufwändig. Aber Vorsicht: Auch bei autarken Systemen können IT-seitig Anpassungen nötig sein. Ein strukturiertes und vorausschauendes Projektmanagement ist auch hier essenziell wichtig.

Fazit

Die „eine“ FTS-Lösung gibt es nicht. Ob und welches Fahrerlose Transportsystem zu einer Logistikabwicklung passt, kann immer nur individuell ermittelt werden. Sicher ist aber: Der sich weiter verschärfende Fachkräftemangel in Kombination mit der hohen technologischen Innovationsgeschwindigkeit, werden dem Thema weiter Vorschub leisten und FTS mittel- und langfristig für immer mehr Unternehmen interessant machen.

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