Entwicklung der Intralogistik

Von Dauerbrennern, Auslaufmodellen und ewigen Talenten

Die Intralogistik verändert sich rasant, ins­besondere seit einigen Jahren. Für zahlrei­che Arbeitsbereiche werden immer neue Lösungen entwickelt. viaLog begleitet diese Entwicklung seit 25 Jahren. Zeit genug, um einen Blick zurück zu werfen und ein paar Erkenntnisse festzuhalten: Warum können manche Intralogistik-Systeme für Jahrzehn­te am Markt bestehen und andere nicht? Was sollten Unternehmen angesichts der stetigen Entwicklungen beachten, wenn sie Technik und IT einkaufen?

IT: „Zu 90% raten wir von Piloten ab“

Von der beleggeführten zur online-basier­ten Abwicklung in Echtzeit, von der perso­nenabhängigen zur systemgeführten Lager­steuerung – die Fortschritte in der IT haben die Intralogistik fundamental verändert.

Früher Pilotprojekt, heute Standard: Das Lagerverwaltungssystem

Heutzutage gelten Lagerverwaltungssyste­me in der Intralogistik als Standard. Noch in den 1990er Jahren war aber unklar, welche technische Variante sich bei der mobilen Datenübertragung im Lager durchsetzen würde. „Als wir 1995 eines unserer ersten LVS eingeführt haben, war nicht sicher, ob sich die Übertragung per Infrarot oder der Schmalband-Datenfunk durchsetzt. Unser Kunde wollte das LVS jedoch unbedingt im­plementieren. Wir haben zum Schmalband geraten und lagen damit Gott sei Dank richtig“, erzählt viaLog-Geschäftsführer Dirk Schlömer. „Bis heute raten wir in 90% der Fälle von Pilotprojekten ab. Das Risiko ist meist einfach zu hoch.“

Zum Auslaufmodell trotz großer Beliebtheit: AS/400

IBMs AS/400 war lange auch im Bereich der Lagerlogistik für viele Unternehmen ein beliebter Weggefährte. Er bot Großrechner, Betriebssystem und Datenbank aus einer Hand. Besondere Stabilität sowie ein gerin­ger Wartungsaufwand und damit verbun­dene Kosten zeichneten AS/400 aus. Zum Bedauern zahlreicher Unternehmen, welche die AS/400 als Plattform für ihr Lagerver­waltungssystem nutzten, verschwanden nach und nach die meisten Anbieter für LVS-Software auf dieser Basis. Stattdessen wurden Unix-, Microsoft- und Oracle-basier­te Systeme zum Branchenstandard.

RFID – Das ewige Talent

Neben den Senkrechtstartern gibt es auch Innovationen, welche die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnten. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von RFID im Lager. Das große Funktionspotential der Technologie weckte viele Hoffnungen. Doch aufgrund der, im Vergleich zum Barcode, hö­heren Kosten hat sich RFID im Lager bislang nur in einzelnen Branchen und Anwen­dungsfällen durchsetzen können.

Technik: Innovationen und Oldies schließen sich nicht aus

Auch die Lagertechnik hat, nicht zuletzt dank der zunehmenden IT-Integration, große Entwicklungssprünge zu verzeichnen. Bemerkenswert ist, dass viele altgediente Lösungen trotz der zahlreichen Innovatio­nen weiterhin gefragt sind. Fachbodenre­gale beispielsweise befinden sich aufgrund ihrer Wirtschaftlichkeit und Flexibilität nach wie vor in den meisten Lagern im Einsatz.

Dauerbrenner dank Anpassungsfähigkeit: Fahrerlose Transportsysteme

Fahrerlose Transportsysteme (FTS) wurden bereits in den 1950er Jahren in den USA erfunden. Aufgrund ihrer Flexibilität setzten sie sich gegen andere Systeme, beispiels­weise Unterflurförderer, durch. Dank der kontinuierlichen Weiterentwicklung hinsichtlich Funktionen und Vernetzung gehören FTS heute keineswegs zum alten Eisen, sondern sind gefragter denn je.

Shuttle-Systeme – Leistung ist Trumpf

Shuttle-Systeme erobern die Logistik. Dank ihrer hohen Performanz und einer gewissen Skalierbarkeit laufen sie zahlreichen Vorgän­gern den Rang ab. Insbesondere das AKL wird durch das Shuttle zunehmend auf die Einsatzbereiche Reserve und Langsamdre­her zurückgedrängt. Auch die Einsatzfelder von Horizontal-Umlaufkarussellen reduzie­ren sich deutlich.

Sicherheit geht vor Kommissionier-RBG

Obwohl sie durchaus Befürworter haben, werden bemannte RBG kaum noch gebaut. Im Vergleich zu den 1990er Jahren, in denen sie häufig im Einsatz waren, sorgen mitt­lerweile insbesondere die erhöhten Sicher­heitsvorschriften, aber auch die geringe Attraktivität des Arbeitsplatzes, für das Aussterben dieser Technik.

Fazit: Investitionssicherheit herstellen

Die oft hohen operativen und investiven Ri­siken machen die Einführung und Verände­rung von Logistik-Technik und -IT zu einem sensiblen Vorhaben. Unternehmen können ihre Investitionen jedoch absichern, indem sie ein paar Aspekte berücksichtigen. So ist es ratsam, die Logistik sukzessive weiterzu­entwickeln. Auf diese Weise werden Investi­tionen und die damit verbundenen Risiken zeitlich verteilt. Gleichzeitig bewahren sich Logistikbetreiber damit den Spielraum, Fehleinschätzungen zu korrigieren. Voraus­setzung für eine solche Entwicklung ist eine gute Marktkenntnis der Logistikleitung, die auf permanenter Beschäftigung mit den Systemen sowie fundiertem externen Input basiert. Darüber hinaus ist es in der Regel ratsam, dass Unternehmen auf etablierte Lösungen setzen, anstatt in Pilotprojekte zu investieren.