produktionslogistik im wandel

Produktionsunternehmen entwickeln sich derzeit in großen Schritten weiter:

  • Die Automatisierung greift immer mehr um sich und nimmt Züge eines Schneeballeffektes an.
  • Die Vernetzung interner und externer Akteure wird immer weiter vertieft, sodass Arbeitsabläufe zunehmend miteinander verschmelzen.
  • Der Trend zur Individualisierung von Produkten, selbst in der Serienferti­gung („Mass Customization“), führt zu sinkenden Losgrößen. Infolgedessen werden die Produktionsprozesse immer aufwändiger.

Aufgrund dieser Entwicklungen verändern sich auch die Anforderungen der Produkti­on an die Produktionslogistik deutlich. Dies betrifft unter anderem die Standortwahl der Produktionslogistik, den Rüstprozess, die Synchronisation von Produktion und Logistik sowie die IT-Systeme.

Der Standort als zentraler Faktor für den internen Lieferservice

Eine Just-in-Time- oder Just-in-Sequence­Belieferung ist aus Sicht der Produktion meist der Idealfall. In der Realität erfolgt die Materialbereitstellung jedoch überwiegend innerhalb von Stunden anstatt von Minuten. Um einen kurzgetakteten Service leisten zu können, ist die räumliche Nähe von Pro­duktion und Logistik von entscheidender Bedeutung. Zur Herstellung dieser Nähe wählen Unternehmen in der Regel eine der folgenden strategischen Möglichkeiten:

  1. Räumliche Zusammen­legung von Produktion und Produktionslogistik.
  2. Einrichtung von (Au­tomatik-)Puffern in der Produktion, wenn die Entfernung von Pro­duktion und Versorgungslager nicht reduziert werden kann oder soll.

Steigender Rüstaufwand erhöht Transport- und Personalbedarf sowie Durchlaufzeiten

Die sinkenden Losgrößen in der Produktion haben zur Folge, dass die Abwicklungen sowohl in der Produktion als auch in der Logistik immer kleinteiliger werden. Durch häufiges Rüsten nimmt die innerbetriebli­che Transportfrequenz zu, der Personalauf­wand steigt und die Abhängigkeit der Ar­beitsbereiche voneinander wächst. Diesen Entwicklungen wirken Unternehmen mit unterschiedlichen Konzepten entgegen.

Zu den häufig genutzten Maßnahmen zählen unter anderem

  • die Automatisierung der Abwicklung an kritischen Stellen, insbesondere im innerbetrieblichen Transport, zum Beispiel mittels FTS sowie
  • die Einrichtung zusätzlicher Pufferflä­chen zwischen einzelnen Arbeitsgän­gen der Produktion bei räumlicher Trennung von Produktion und Logistik.

Verschmelzende Prozesse brauchen funktionierende Synchronisierung und verlässliche Notfallszenarien

Die Verzahnung von Prozessen erfolgt nicht mehr nur in der Produktion. Auch die zunehmende Automatisierung der Logis­tik wird zum Komplexitätstreiber in der Gesamtabwicklung. Auf diese Weise steigt gerade bei einer räumlichen Nähe von Produktion und Logistik die Abhängigkeit voneinander.

Damit Probleme in der Logistik möglichst geringe Auswirkungen auf den Produktions­ablauf haben ist es notwendig, die Prozesse umsichtig aufeinander abzustimmen. Das Ziel sollte sein, ausreichend zeitliche und räumliche Puffer vorzusehen. Zur Entwick­lung solcher Synchronisierungsprozesse ist es erfahrungsgemäß am besten, wenn ein entsprechendes Konzept von Logistik und Produktion gemeinsam erarbeitet wird. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass die unterschiedlichen Ansprüche glei­chermaßen Berücksichtigung finden.

Zusätzlich zur Synchronisation ist es wichtig, verlässliche Notfallszenarien zu definieren. Manuelle Eingriffe und Folgeprozesse bieten zwar keinen vollständigen Ersatz, oft können sie aber eine Basis-Produktions-fähigkeit ermöglichen.

Feingliedrige Steuerung erfordert hohe Transparenz

Um in der Produktionssteuerung schnell und flexibel agieren zu können, werden eine Datenerfassung auf Ebene der einzelnen Prozessschritte und ein intensiver Datenaus­tausch zwischen Produktion und Logistik zunehmend notwendiger. Dies sind die Voraussetzung, um

  • Produktionsunterbrechungen aufgrund von Fehlteilen zu minimieren,
  • Personal bedarfsgerecht einzusetzen,
  • Materialnachschub termingerecht bereitzustellen.

Deshalb setzen viele Unternehmen auf eine intensivere aber mittlerweile vereinfachte Datenerfassung, vor allem durch mobile Erfassungsgeräte wie Wearables oder Touch Panels. Neben einer ständigen Kommunika­tion mit der Produktion tragen die erho­benen Daten gleichzeitig wesentlich zur Verbesserung der Logistik-Abläufe bei.

Fazit: Langfristiger Veränderungsprozess erfordert Abstimmung und Flexibilität

Die gegenwärtigen und zu erwartenden Veränderungen in der Produktion stellen neue Anforderungen an die Logistik. Es ist von einem langfristigen Anpassungspro­zess auszugehen, in dem die Leistung der Produktionslogistik regelmäßig hinterfragt wird. Viele Unternehmen können im Zuge dessen ihre Abläufe entscheidend verbes­sern, indem sie die Zusammenarbeit von Produktion und Logistik und eine enge Ab­stimmung auf Augenhöhe fördern. Zudem ist es ratsam auf Entwicklungskonzepte zu setzen, die technische, organisatorische und wirtschaftliche Flexibilität ermöglichen. Auf diese Weise können Unternehmen sich ihre Anpassungsfähigkeit erhalten und leichter auf Veränderungen reagieren.