Hoher Automatisierungsgrad der Produktionslogistik in der Milchwirtschaft
Die Produktions- und Lagerlogistik der meisten Molkereibetriebe zeichnet sich im Vergleich zu Logistikabwicklungen in anderen Branchen durch einen hohen Automatisierungsgrad aus. Hochregallager, Verschieberegalanlagen, automatische Kanallager und andere Systeme erleichtern einen 24/7-Schichtbetrieb und kommen insbesondere in den Kühllagern zum Einsatz. Die Herausforderungen der hohen Automatisierung liegen in der Komplexität der Anlagen, insbesondere an den Schnittstellen unterschiedlicher Systeme wie Automatiklager und Fördertechnik. Zudem reduzieren die Anlagen die Flexibilität von Produktion und Logistik. Vor diesem Hintergrund ist eine umsichtige und detaillierte Planung bei Neubau-, Erweiterungs- oder Optimierungsmaßnahmen sowie dem Austausch alter Logistiksysteme dringend zu empfehlen.
Gewachsene Standort- und Gebäudestrukturen erschweren Logistikabläufe
Viele Standorte in der Milchindustrie sind geprägt von kontinuierlichem Wachstum. Dies zeigt sich oft auch in der Gebäudestruktur, welche durch zahlreiche Anbauten im Laufe der Jahre zergliedert ist. Arbeitsbereiche mit denselben Aufgaben sind über das Grundstück verteilt, Flächen mit aneinander anschließenden Arbeitsschritten liegen weit auseinander. Infolgedessen entsteht ein hoher Aufwand im innerbetrieblichen Transport und bei der lückenlosen Einhaltung hygienischer Anforderungen. In solchen Fällen ist es oft sinnvoll, den Standort durch die Entwicklung eines Masterplans optimal zu restrukturieren. Bei der Brownfield-Planung sollten unter anderem Flächen gleicher Nutzungsart zusammengelegt und die Arbeitsabläufe bei der Neuordnung der Flächen berücksichtigt werden. Diese Maßnahmen schaffen einen gerichteten Materialfluss, verkürzen innerbetriebliche Transportwege und reduzieren darüber hinaus den Mitarbeiterbedarf. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, durch die Einrichtung von Puffern einzelne Arbeitsschritte voneinander zu entkoppeln, sodass der 24/7-Betrieb störungsfrei ablaufen kann. Auch bei der Greenfield-Planung ist die Erstellung eines Masterplans vor der Bebauung des Grundstücks ratsam, um später Fehlentwicklungen und Rückbau zu vermeiden.
Außenlager in der Milchindustrie
Einen besonderen Fall hinsichtlich der gewachsenen Standortstrukturen in der Milchwirtschaft stellen Außenlager dar. Zahlreiche Molkereien greifen auf Außenlager zurück, um die steigenden Volumina an produzierter Ware sowie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und Verpackungsmaterial unterzubringen. Zur Optimierung der Logistikprozesse kann es sinnvoll sein, eine Auflösung und Integration der Außenlager in die zentralen Produktions- und Logistikstandorte zu prüfen. Wo eine Integration nicht ratsam ist, sollten die Außenlager so effizient wie möglich in die Logistikstrategie integriert werden. Insbesondere das Thema Auftragskonsolidierung steht dabei im Vordergrund.
Nachhaltigkeit in der Molkereibranche
Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz sind für die Milchindustrie von besonderer Bedeutung: Einerseits sind die Produktion von Milchprodukten, deren Lagerung und Transport energieintensiv. Andererseits erwarten Konsumenten und Behörden eine „grüne“ Milchwirtschaft und sind bereit, dies in Form höherer Ausgaben für Bio-Produkte und staatliche Förderung zu unterstützen. Für die Bereiche Produktion und Logistik bedeutet dies zum Beispiel, bei der Auswahl technischer Anlagen deren Energieverbrauch zu vergleichen, auf Möglichkeiten zur Energierückgewinnung zu achten sowie Anlagenkomponenten mit einer hohe Energie- bzw. Wirkungsgradklasse einzusetzen.