Wir schicken die Logistik in die Wüste
Seit März dieses Jahres plant und realisiert viaLog ein klimatisiertes Zentrallager für den Pharmalieferanten Al-Haya Medical Co. (AMCO) in Riad, Saudi-Arabien. Im Interview berichten die viaLog-Geschäftsführer Henning Dörrie und Dirk Schlömer, die für den Auftrag als Projektleiter im Einsatz sind, von den Besonderheiten des Logistik-Projekts im Nahen Osten.
Herr Dörrie, Herr Schlömer, Sie sind vor zwei Wochen aus Riad zurückgekehrt. Was ist dort Ihr Auftrag und wie ist Ihr Besuch verlaufen?
Dirk Schlömer: “AMCO hat uns mit gleich drei Aufgaben betraut: Primär agieren wir als Generalplaner für die Planung und Realisierung des neuen, LVS-gestützen Zentrallagers in Riad. Dort fassen wir acht bestehende Lager zu einem Logistikzentrum zusammen. Um kurzfristig realisierbare Verbesserungen zu erzielen und das Unternehmen mit dem LVS vertraut zu machen, optimieren wir die bestehenden Logistikoperationen und IT-Strukturen. Der dritte Aufgabenbereich betrifft weitere Lager in Dschidda, für die ebenfalls ein Tuning vorgesehen ist.”
Henning Dörrie: “Aktuell befinden wir uns in der Phase des ‘conceptual design’. Das heißt, dass wir die detaillierte Konzeptplanung für die Gebäude sowie die Einrichtungstechnik erstellen. Der kürzliche Besuch in Riad war sehr produktiv. Nachdem das Projekt während des Fastenmonats Ramadan in vielen Teilen geruht hat, nimmt es jetzt wieder Fahrt auf.”
Abgesehen vom Ramadan, wie unterscheidet sich das Projektmanagement in Saudi-Arabien von dem in Deutschland?
Henning Dörrie: “Der offensichtlichste Unterschied ist die lange Anfahrt. Diese hat erhebliche Auswirkungen auf das Projektmanagement. Wir sind nicht so häufig vor Ort, dafür ist jeder Termin inhaltlich sehr kompakt und zugleich komplex. Eine präzise Vorbereitung unserer Mitarbeiter ist essentiell. Die ständigen Visumsangelegenheiten sind ebenfalls eine Herausforderung.”
Dirk Schlömer: “Auch die Arbeit vor Ort unterscheidet sich deutlich von Projekten in Deutschland: Die Projektsprache ist Englisch, aber kein Mitglied des Projektteams ist englischer Muttersprachler. Wenn fachliche Details geklärt werden, dauert die Kommunikation daher manchmal etwas länger und muss beinahe penibel betrieben werden. Daran gewöhnt man sich aber schnell.
Sie sprechen die Zusammenarbeit mit AMCO an. Wie muss man sich eine saudisch-deutsche Projektarbeit vorstellen?
Dirk Schlömer: “Das Gütesiegel ‘Made in Germany’ eilt deutschen Unternehmen voraus. Unser Team wird sehr positiv aufgenommen. Das hat den Projektstart deutlich erleichtert. Jetzt sind wir in der Verantwortung, dieses positive Vorurteil zu bestätigen.”
Henning Dörrie: “Auffällig war für uns von Beginn an, dass die Zusammenarbeit in Saudi-Arabien deutlich über den in Deutschland üblichen Umfang hinaus geht. Gespräche über viele Dinge jenseits des Projektes sowie regelmäßige gemeinsame Abendessen sind dort absolut normal. Das ermöglicht uns spannende Einblicke in die Kultur, die wir sonst nie bekämen.”
Dirk Schlömer: “Hinsichtlich der Entscheidungsstrukturen im Projektteam mussten wir uns ein wenig umstellen. Wir sind es gewohnt, abteilungs- und hierarchieübergreifenden Input einzuholen. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass unsere Planungen praktikabel sind und von den Mitarbeitern angenommen werden. Dieses Vorgehen ist in Saudi-Arabien eher ungewöhnlich, da die Unternehmensstrukturen stark hierarchisch geprägt sind. Mittlerweile haben wir uns aber aufeinander eingespielt.”
Das internationale Projektmanagement scheint Ihnen Spaß zu machen. Verlagert viaLog jetzt seinen Arbeitsschwerpunkt?
Henning Dörrie: “Vor Saudi-Arabien hatten wir bereits Aufträge in verschiedenen europäischen Ländern. Das Unternehmen Stihl betreuen wir beispielsweise europaweit. Im Zuge dessen haben wir auch das französische Zentrallager in Paris optimiert. Darüber hinaus waren wir in der Ukraine und vielen anderen europäischen Ländern, aber auch in den USA tätig. Mit aktiver Akquisition wollen wir uns in Saudi-Arabien noch stärker positionieren. Deutschland bleibt aber unser Kerngeschäft.”
Das Gespräch führte Liesa Schall.
Der zweite Teil des Interviews, „Ein Allrounder im Wüstensand“, dreht sich um die architektonischen, planerischen und organisatorischen Besonderheiten des Projekts.