Der Weg zur optimalen Distributionsstrategie
Soll die Distributionsstrategie eines Unternehmens angepasst werden, geschieht das meistens aus zwei Gründen: entweder müssen die Kosten gesenkt oder der Lieferservice verbessert werden. Beide Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Welcher von ihnen stärker gewichtet wird, ist von vielen Variablen abhängig. Die folgenden beiden Beispiele zeigen Optimierungspotentiale und stellen die Auswirkungen einer Strategieanpassungauf die Logistik dar.
Hohe Kosten durch dezentrale Strukturen
Der Logistikbereich ist gemeinsam mit dem Unternehmen gewachsen. Um einen hohen Lieferstandard zu gewährleisten, werden viele Lagerstandorte betrieben. Der organisatorische Aufwand für die unterschiedlichen Lager ist inzwischen beträchtlich. Die Waren sind nicht optimal auf die einzelnen Standorte verteilt und so kommt es zu hohen Bestands- und Umschlagskosten. Außerdem wird es immer schwieriger genügend Personal für die einzelnen Standorte zu finden. Die Vielzahl der Standorte erschwert eine weitgehende Automatisierung.
Längere Transportwege in zentralen Strukturen
Vor einigen Jahren wurde ein Zentrallager gebaut und aus dieser Struktur heraus konnten alle Liefergebiete bedient werden. Das Unternehmen hat sich jedoch im Laufe der Zeit verändert: es wurden neue Märkte erschlossen und das Produktsortiment setzt sich inzwischen anders zusammen. Das Zentrallager, das früher im Zentrum des Liefergebietes lag, liegt nun ungünstig, um das gesamte neue Liefergebiet zu bedienen. Das bringt lange Lieferzeiten und hohe Transportkosten mit sich. Die Kunden erwarten einen deutlich besseren Lieferservice.
Wie geht man bei der Optimierung der Distributionsstrategie vor?
So unterschiedlich die beiden Ausgangssituationen auch klingen – die Vorgehensweise zur Lösungsfindung ist grundsätzlich dieselbe. Zunächst sollten die eigenen Ziele definiert werden: Welche Anforderungen werden tatsächlich an den Lieferservice gestellt? Gibt es branchenspezifische Herausforderungen? Haben sich die Marktbedingungen verändert? Dann erfolgt eine genaue Untersuchung und Dokumentation der IST-Situation. Dazu zählen unter anderem Bestände, Aufträge, Kapazitäten, Materialflüsse, Prozesse, Personaleinsatz, laufende Kosten und die Beurteilung des aktuellen Lieferservices. Diese Daten werden für den Planungshorizont hochgerechnet.
Die Ergebnisse bilden die Grundlage für alle weiteren Überlegungen. So können unterschiedliche Optionen ausgearbeitet werden. Variabel sind insbesondere Anzahl, Standort und Funktion der Lager sowie ein möglicher
Dienstleistereinsatz und unterschiedliche Transportvarianten. Diese Szenarien werden auf Basis quantitativer Kriterien wie Investitionen und Personal- oder Flächenbedarf miteinander verglichen. Im Rahmen dieser Überlegungen ist auch eine Grobkonzeption der Lager für die einzelnen Standorte sinnvoll, da diese bei den Investitionen den größten Posten ausmachen. Ergänzend dazu sollte eine qualitative Beurteilung im Hinblick auf Flexibilität, Modularität, Erweiterbarkeit und Komplexität erfolgen.
Anschließend wird aus diesen Erkenntnissen die beste Strategie abgeleitet und ggf. eine Vorgehensweise gefunden, die einen stufenweisen Ausbau der Distribution ermöglicht.
Was bedeutet das nun für die beiden Ausgangsszenarien?
Kostenreduzierung und Erhöhung des Automatisierungsgrades
Die Zentralisierung der Distributionsstruktur führt häufig zu einer Reduzierung von Bestands- und Umschlagskosten. Sie bietet dem Unternehmen Chancen für eine Automatisierung und Optimierung von Lagerprozessen. Auch der Lieferservice im Sinne einer hohen Verfügbarkeit von Artikeln aus einem breiten Zentrallagersortiment profitiert. Die Transportkosten steigen jedoch tendenziell mit dem Zentralisierungsgrad. Bei der Liefergeschwindigkeit ergeben sich Einschränkungen.
Höhere Kundenbindung durch verbesserte Liefergeschwindigkeit
Durch die Inbetriebnahme zusätzlicher Lagerstandorte kann die Liefergeschwindigkeit mitunter deutlich erhöht werden. Unnötige Transportwege werden vermieden und es kann schnell und flexibel auf Anforderungen reagiert werden. Somit werden die steigenden Erwartungen der Kunden an den Lieferservice erfüllt. Der Lieferservice entspricht nun dem Branchenstandard oder übertrifft ihn sogar. Diese dezentralen Distributionsstrukturen bringen aber erhöhte Bestands- und Umschlagkosten mit sich.
Fazit: Jedes Unternehmen muss seine individuelle Strategie finden
In beiden Fällen ist es entscheidend, den richtigen Mix aus Anzahl, Standort und Funktion der Lager zu finden. Die Balance zwischen den Kosten und der Qualität des Lieferservices ist dabei abhängig von der individuellen Zielsetzung des Unternehmens. Um die optimale Distributionsstrategie zu finden, müssen alle Einflussfaktoren und ihr Zusammenspiel genau unter die Lupe genommen werden. Nur so können sowohl die Anforderungen der Kunden als auch die finanziellen Unternehmensziele bestmöglich erfüllt werden.