Viel verschenktes Steuerungspotential durch unzureichende Datenanalyse
Das Potential zur (Prozess-)Optimierung von Logistikabwicklungen mittels Datenanalyse ist enorm, insbesondere da Lagerverwaltungssysteme längst in einem Großteil der Unternehmen zum Einsatz kommen und die Datengenerierung signifikant erleichtern. Dennoch nutzen viele Logistik-Betreiber ihre Steuerungsmöglichkeiten via Business Intelligence kaum aus, weil sie nur einen Bruchteil der zur Verfügung stehenden Kennzahlen auswerten. Doch in welchem Fall ist ein umfangreicheres Logistik-Controlling besonders lohnenswert? Und wie setzt man eine solche Analyse sinnvoll auf?
Kontrolle der Logistik-Performanz: Der Bedarf ist riesig
Eine detaillierte Überwachung der Logistikprozesse ist grundsätzlich zu jeder Zeit sinnvoll und offenbart erfahrungsgemäß immer Verbesserungsmöglichkeiten. Zusätzlich gibt es drei Ausgangsituationen, in denen Unternehmen die Einführung eines umfangreichen Logistik-Controllings ganz besonders in Erwägung ziehen sollten:
Bestehendes Controlling zeigt Optimierungspotential nicht auf
Oft vermitteln tägliche Eindrücke und der Vergleich mit fremden Abwicklungen Logistikverantwortlichen den Eindruck, dass Verbesserungspotential in ihrer Logistik besteht. Eine klar abgegrenzte Identifikation der Schwachstellen ist jedoch nicht immer möglich und auch die bestehende Datenauswertung liefert nur unzureichende Hinweise. Ein detailliertes Kennzahlensystem bietet in diesem Fall umfangreiche Erkenntnisse und offenbart wichtige Optimierungsansätze.
Neue Datenbasis fordert neue Datenbetrachtung
Immer wieder ergibt sich in der Logistik die Situation, dass sich die Datenbasis ändert – beispielsweise aufgrund der Einführung einer neuen Lagerverwaltungs-Software. In diesem Fall muss das Logistik-Controlling nicht nur technisch neu aufgesetzt werden. Auch ein inhaltliches Review ist notwendig um zu prüfen, ob zusätzliche oder geänderte Daten zur Verfügung stehen, die weitere Erkenntnisse über das Lager liefern können.
Leistungskontrolle nach Restrukturierung
Bei einer Umstrukturierung des Lagers, zum Beispiel hinsichtlich der Einrichtungstechnik oder der Prozesse, ist das Gros der bisherigen Leistungskennzahlen in der Regel nicht mehr anwendbar. In diesem Fall ist es sinnvoll, den Erfolg der umgesetzten Maßnahmen mit Hilfe eines überarbeiteten Controllings zu überprüfen. Auf diese Weise können die Leistung der neuen Strukturen bewertet und gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden.
Echtzeit-Monitoring der Logistikabwicklung zur kurzfristigen Reaktion und Steuerung
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, ein Logistik-Controlling aufzusetzen. Wichtig ist, dass zunächst festgelegt wird, welche Erkenntnisse die Datenanalyse liefern soll. Um untertägig kurzfristig reagieren und steuern zu können, ist die Einrichtung einer Leitstandsübersicht die gängigste Lösung. Diese LVS-Funktion sollte im Moment des Aufrufs bzw. der Aktualisierung alle derzeit offenen Vorgänge, zum Beispiel
- offene Einlagerungen,
- offene Kommissionier-Positionen,
- offene Packvorgänge und
- verspätete Transporte
darstellen. Sofern möglich, sollte die Leitstandsübersicht zudem eine Vorschau der zu erwartenden Vorgänge in den nächsten Stunden beinhalten. Die Daten dieses LVS-Dialogs müssen in einem kurzen Zyklus automatisch aktualisiert werden. Das Echtzeit-Monitoring erfolgt dabei immer auf der Produktivdatenbank, weil es sich um Live-Daten handelt.
Retrospektive Datenanalyse zur strategischen Weiterentwicklung des Lagers
Um langfristige Key Performance Indicators (KPI) festzulegen und Handlungsmaßnahmen abzuleiten, ist eine umfassende Betrachtung der Vergangenheitswerte die häufigste Lösung. Dazu wird ein KPI-System eingerichtet, aus dem alle relevanten Vergangenheitswerte periodisch abgerufen werden können. Definierte Reports dienen dazu, wiederkehrende Informationen direkt im Zugriff zu haben. Das Ziel einer retro- spektiven Datenanalyse ist eine strategische Entwicklung des Lagers mittels relevanter Vergangenheitswerte. Dazu zählen etwa die Entwicklung des Kapazitätsbedarfes oder die Verschiebung von Strukturdaten.
Controlling-Software auf Excel- oder Access-Basis
Zur Auswertung der Logistikdaten werden häufig Excel- oder Access-basierte Datenbanken genutzt. Lagerverwaltungssysteme können die relevanten Daten zwar bereitstellen, eine umfangreiche Auswertung belastet die Systeme jedoch zu stark. Einen zusätzlichen Mehrwert des Controllings können Unternehmen dann erzielen, wenn sie die Auswertung in separate Tools überführen und mit den Ergebnissen anderer Unternehmensbereiche in Zusammenhang setzen.
Fazit: Zielgerichtete Datenanalyse als Kern erfolgreichen Logistik-Controllings
Es ist unbestritten, dass eine umfangreiche Datenauswertung auch in der Logistik von großem Nutzen ist und zunehmend Anwendung findet. Damit aus den generierten Datenmengen sinnvolle Erkenntnisse gewonnen werden können, ist es wichtig, die Datenanalyse gezielt auf die relevanten Fragestellungen abzustimmen. Erst wenn das KPI-System Informationen liefert, die in Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt werden können, wird es zu einem mächtigen Werkzeug in der kurz-, mittel- und langfristigen Logistiksteuerung.