Der Fachkräftemangel zählt derzeit zu den größten Entwicklungshemmnissen in der Logistik. Auch langfristig wird die Perspektive durch den demografischen Wandel, den Wettbewerb mit anderen Branchen, regionale Faktoren und andere Einflüsse getrübt. Dementsprechend stellt sich die Frage: Welche Maßnahmen können Unternehmen oder die Logistikabteilungen selbst ergreifen, um dem Mitarbeitermangel entgegenzuwirken?
Automatisierung der Intralogistik
In der Intralogistik drängen derzeit so viele technische Innovationen auf den Markt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch im Hinblick auf die Behebung personeller Engpässe wird eine (Teil-)Automatisierung für immer mehr Unternehmen zu einer ernstzunehmenden Option. Gründe für eine verstärkte technische Unterstützung sind:
- Reduktion des Personalbedarfs: Gerade in dem personalintensiven Bereich der Kommissionierung können immer leistungsfähigere und spezifischere Systeme helfen, den Bedarf an Mitarbeitern zu verringern bzw. einem Mehrbedarf entgegen zu wirken.
- Steigerung der Arbeitsplatzattraktivität: Der gezielte Ausbau einer maschinellen Unterstützung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen kann helfen, den Umfang körperlich anspruchsvoller Tätigkeiten zu reduzieren und die Arbeitsplätze im Lager aufzuwerten.
Hohe Investitionen und Einschränkungen der Flexibilität sprechen jedoch nach wie vor für eine Automatisierung mit Augenmaß. In vielen Bereichen bleibt ein Tuning im Sinne einer Verschlankung der manuellen Abwicklung zur Verringerung des Personalbedarfs die bessere Alternative.
Erschließung zusätzlicher Standorte
Sicherlich wird kein Unternehmen einen zusätzlichen Logistikstandort eröffnen, weil am alten Standort das Personal fehlt. Doch auf Grund der steigenden Erwartungen an den Lieferservice sowie der Gewinnung neuer Märkte steht die Schaffung weiterer Standorte in vielen Firmen ohnehin zur Diskussion. Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung, die von Region zu Region deutlich variieren, können daher ein zusätzliches Argument für die Auswahl und Einrichtung eines neuen Standortes darstellen.
Optimierung des Einsatzes vorhandener Mitarbeiter
Großes Potential besteht bei vielen Unternehmen darin, die Produktivität und die Leistung durch die Optimierung des Mitarbeitereinsatzes zu verbessern. Maßnahmen hierzu können zum Beispiel sein:
- die Einführung von Arbeitszeitkonten, um bei Bedarf besser auf Schwankungen des Arbeitsanfalls reagieren zu können,
- Schulungen und Trainings, sodass alle Mitarbeiter mehrere Arbeitsbereiche beherrschen und je nach Arbeitsaufkommen zwischen den verschiedenen Jobs rotieren können,
- die Entwicklung und Nutzung eines produktivitätsorientierten Lager-Con-trolling-Tools, welches einen Überblick zum Arbeitsaufkommen in den verschiedenen Aufgabenbereichen liefert und damit erst eine gezielte Einsatz- Steuerung der Mitarbeiter erlaubt.
Steigerung der Zufriedenheit bestehender Mitarbeiter
Eigentlich sollte die Mitarbeiterpflege zu jeder Zeit eine Selbstverständlichkeit sein. Doch spätestens wenn Personal heiß umworben wird ist es ratsam, sich nicht allein auf das – oftmals teure – Recruiting zu konzentrieren. Auch die aktuellen Beschäftigten sollten für ihre Leistung und als Menschen wertgeschätzt und ihr Verbleib im Unternehmen aktiv gefördert werden.
Maßnahmen zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit können beispielsweise sein:
- Optimierung der Arbeitsvorgänge unter ergonomischen Gesichtspunkten,
- marktgerechte Entlohnung mit leistungsbezogenen finanziellen Anreizen,
- Information der Mitarbeiter und Angebote von Mitwirkungsmöglichkeiten,
- qualifizierte Führung durch geschulte Vorgesetzte im Sinne der Unternehmensphilosophie sowie
- Ermöglichen von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Personalplanung auf Basis der Unternehmensziele
Eine gute Kommunikation der kurz-, mittel- und langfristigen Unternehmensziele (z. B. Umsatz, Märkte und Sortimente) ermöglichen es der Logistikleitung, den Personalbedarf zu antizipieren. Sie können die unternehmensweiten Zielvorgaben in logistikrelevante Ziel-Größen wie Anzahl Aufträge, Auftragspositionen, Wachstum von Sortimenten und Beständen etc. konvertieren und mittels produktivitäts-orientierter Controlling-Tools überwachen. Ein so organisierter Kommunikationsfluss ermöglicht es, Mitarbeiter rechtzeitig zu suchen und auszubilden. Teure Fehlgriffe oder Backlog-Situationen werden reduziert.
Fazit: Frühzeitig Maßnahmen ergreifen
Es ist davon auszugehen, dass der Fachkräftemangel noch längerfristig ein Problem für die Logistik darstellen wird. Hilfreich ist es, wenn Unternehmen und auch die Abteilungen selbst eine Sensibilität für die Problematik entwickeln. Insbesondere Veränderungen und Trends im Unternehmen sollten auch aus personeller Sicht betrachtet werden. Sofern daraus Konsequenzen abzuleiten sind, können diese dann frühzeitig intern kommuniziert und Reaktionsmaßnahmen getroffen werden, um Personalengpässe nach Möglichkeit zu vermeiden.