Die Intralogistik steht am Beginn eines Entwicklungssprungs. Immer neue Lagersysteme drängen auf den Markt, immer mehr Unternehmen prüfen, inwiefern sie von einer (Teil-)Automatisierung profitieren können. Die Veränderungen in der Logistik-Abwicklung bringen auch auf strategischer und kaufmännischer Ebene ungewohnt starke Auswirkungen mit sich. Investitionssicherheit, Gebäudeanforderungen und andere Themen gewinnen weiter an Bedeutung. Wie diese Entwicklungen die Lagerplanung beeinflussen, wird im Folgenden beschrieben.
Steigende Systemvielfalt = aufwendigere Lagerplanung
Der Technik-Boom stellt Lagerbetreiber vor die Aufgabe, für ihre Logistik die beste Lösung auszuwählen. Dieser Systemvergleich wird durch die hohe Zahl an Innovationen nicht nur umfangreicher, sondern auch fachlich anspruchsvoller. Zusätzlich an Bedeutung gewinnt die Bewertung
- der Praxisreife infrage kommender Systeme sowie
- deren Kompatibilität mit anderer Lagertechnik und IT-Steuerung.
Verstärkter Technik-Einsatz = höhere Investitionen
Zunehmender Technik-Einsatz führt in der Regel auch zu höheren Investitionen. Dementsprechend müssen zur Investitionssicherung bereits in der Konzeptplanung wesentliche Punkte geklärt werden:
- Wirtschaftlichkeit des Lagerkonzepts
- Funktionalitäts- und Leistungsgarantie der infrage kommenden Lagersysteme
- Langlebigkeit der Lagersysteme
- Investitionssicherheit, d.h. langfristige Wartung, Support, Erweiterbarkeit etc.
Flexible Logistik trotz spezialisierter Systeme
Höhere Technisierung beschränkt die Flexibilität von Logistik-Abwicklungen, unter anderem hinsichtlich der Erweiterung oder Nutzung von Technik und Gebäuden. Diese Problematik wurde bei der Entwicklung einiger jüngerer Innovationen berücksichtigt. Das Resultat sind beispielsweise frei verfahrbare Regale, deren Kapazitäten im Vergleich zu anderen Lösungen leichter erhöht werden können und die begrenzte Anforderungen an die Gebäudebeschaffenheit stellen.
Doch auch die jüngeren Innovationen haben noch keine Lösung für einige zentrale Problemstellungen gefunden:
- Dynamik: Die Leistungsfähigkeit automatischer Systeme ist begrenzt. Vor allem in der Kommissionierung stehen sie in Konkurrenz zu manuellen Lösungen, wenn hoher oder schwankender Durchsatz abgewickelt werden muss.
- Sortimentsveränderung: Viele technische Lösungen sind bezüglich Größe, Gewicht und anderer physischer Merkmale der zu lagernden Artikel nicht anpassungsfähig.
Falls sich ein Unternehmen für eine Automatisierung entscheidet, etwa weil Mitarbeiter schwer zu gewinnen sind oder physisch entlastet werden sollen, muss bereits in der Konzeptplanung für eine Logistikabwicklung mehr denn je vorausschauend agiert werden.
Mehr Automatisierung = mehr Schnittstellen
Durch die Automatisierung der Intralogistik interagieren immer mehr Technik-Systeme und Software-Steuerungen miteinander. Im Rahmen der Detailplanung müssen die Aufgaben sämtlicher Systeme aufeinander abgestimmt werden. Zudem muss jede neue Software den richtigen Ebenen der bestehenden IT-Struktur zugeordnet werden.
Mehr Technik = höhere Gebäudeanforderungen?
Grundsätzlich bedeutet ein verstärkter Einsatz von Lagertechnik, dass auch die Ansprüche an die Logistik-Immobilien steigen. Dies betrifft zum Beispiel
- Gebäudehöhen,
- Statik,
- Beschaffenheit des Fußbodens,
- Temperaturführung,
- Brandschutz,
- Stromversorgung und
- andere Bereiche.
Damit steigt der Planungsaufwand, sowohl für Neubauten als auch für die Umnutzung von Bestandsgebäuden.
Allerdings haben die Technik-Hersteller diese Problematik erkannt. Sie versuchen Lösungen zu entwickeln, die geringere Ansprüche an Bestandsgebäude stellen. So wurden unter anderem Systeme eingeführt, die in Gebäuden mit einer geringeren Höhe eingesetzt werden können.
High-Tech braucht Ausfallsicherheit
Mit der zunehmenden Automatisierung steigt das Ausfallrisiko von Logistikanlagen. Das Gefahrenpotenzial liegt sowohl im Ausfall einzelner Systeme, als auch an den Übergängen von unterschiedlichen Technik- oder Software-Komponenten. Umso mehr Bedeutung gewinnt die Entwicklung von Ausfallkonzepten als Teil der Lagerplanung.
Ausblick: Einkauf, Realisierung, Schulung
Die Automatisierung wird das Gesicht der Logistik langfristig verändern. Dies erfordert eine umsichtige Planung, die verschiedene Entwicklungsszenarien ermöglicht. Darüber hinaus wird sich der verstärkte Technik-Einsatz in der Intralogistik auch auf vielen weiteren Ebenen auswirken: So müssen Einkaufsstrategien und Verträge überprüft, das Projektmanagement in der Realisierung angepasst, aber auch Schulungsmaßnahmen und Bewerberprofile neu definiert werden.